Feldkirch. (sch) Man konnte wirklich etwas überrascht sein, als man in der Presse die Ankündigung las: „Mozärtliche Augenblicke“ beim AK-Lesehof. Nun, die Arbeiterkamme ist ja nicht unbedingt ein Kulturtempel, aber das Supergenie Mozart passt ja immer und überall, zumal die mitwirkenden Professoren klingende Namen in Vorarlbergs Kulturwelt besitzen – Hans-Udo Kreuels (Konse-Dozent i. R., Pianist, Komponist, Musikwissenschaftler bzw. Schriftsteller), Guntram Simma (Dirigent und Gründer des Jugendsinfonieorchesters „Simmafoniker“) und Kurt Sternik (Schauspielerlegende, Regisseur, Rezitator). Und als Moderator in Sachen Wolfgang Amadé fungierte kenntnisreich Thomas Matt, bislang VN-Redakteur. Der sogenannte „AK-Lesehof“ soll sich zur kulturellen Reihe entwickeln, und Matt sprach schon von einem November-Termin mit dem bekannten Schauspieler Harald Krassnitzer.
Vom Himmel gefallen …
Das Thema des gut besuchten Kulturabends im Festsaal der AK war schlicht und einfach der Salzburger Meister Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), von dem der anerkannte Mozart-Spezialist Hans-Udo Kreuels apodiktisch gleich zu Beginn behauptete: „Dieser Meister ist vom Himmel gefallen, und zwar schon als Achtjähriger!“ Kreuels schrieb in seinem früheren Werk über Mozarts „Londoner Skizzenbuch“ weltweit diskutierte Thesen über den schon reif komponierenden Knaben. Die Diskussion weitete sich bei den Herren am Podium aus zu den Gesichtspunkten Mozart zwischen Legende und Realität, der oft unterschätzte ebenfalls grandiose Musiker Leopold Mozart und seine Vaterrolle, Mozart und Salieri etc… Guntram Simma betonte, dass er bei seiner musizierenden Jugend immer auf das Erfassen des geistigen Hintergrunds eines Werks Wert gelegt habe und deshalb biografisch betonte „Jubiläumskonzerte“ ablehnte. Und übrigens: „Genialität ist eine dämonische Kraft, ein Muss, dem der Künstler nicht ausweichen kann.“ Erst recht bei Mozart, Simmas Lieblingskomponisten. Doch dieses „Muss“ empfand der Wolferl wohl als himmlisch leichtes „Joch“.
Keine Bäsle-Briefe
Kurt Sternik, der u. a. unvergessene Nestroy-Interpret, las mit passendem österreichischem Zungenschlag markante Stellen aus den sehr aufschlussreichen Mozart-Briefen (die nicht „jugendfreien“ Bäsle-Ergüsse allerdings meidend!). Der Theaterprofessor, auch ein glühender Mozart-Fan, hatte zwar mit Shaffers „Amadeus“ als Regisseur große Erfolge, doch er konnte beim Landestheater leider nie eine „echte“ Mozart-Oper inszenieren. Die musikalische Umrahmung des Mozart-.Abends besorgten die beiden hochbegabten Studentinnen am Landeskonservatorium (Klassen Bertel und Buzac), Gökce Yalcin und Alesia Varapayeva auf Flöte und Oboe, mit den zauberhaft gespielten Hits aus der „Zauberflöte“.