Aus der Nachbarschaft
Das Schweizerdeutsche bzw. „Schwiizerdütsch“ ähnelt zwar stark dem „Gsibergischen Dialekt“, doch wenn aus „abe“ „ue“ und „uffe“ „oe“ wird, Falschparker „verzeigt“ und eine „Busse“ erhalten, Schulkinder in der Schule „aufstrecken“ und nach der Schule „abmachen“, nach dem sie ihre „Huszgi“ machten, jemand auf dem „Trottoir“ sein „Portemonnaie“ verloren hat, während er die „Pneus“ des „Cars“ seines „Cucousins“, der grad in der „Badi“ war und dort ein „Glace“ aß, wechselte, dann schweizert das ganze doch sehr – auch wenn uns auf den ersten Blick nur ein Fluss namens Rhein zu trennen scheint.
Radarwarnverbote
Aber nicht nur linguistisch lassen sich unzählige Unterschiede aufzeigen: In Helvetien gibt es andere Steckdosen, direkte Demokratie und Lichtfahren ist Pflicht, nachdem es bei uns wieder abgeschafft wurde. Innerorts herrscht einheitlich Tempolimit 50 km/h und nicht wie im Ländle einmal 30, dann plötzlich 40, 50 und wieder 30. Blitzerwarnungen im Navi sind in den meisten Kantonen verboten und Radarstrafen in der Regel erheblich teurer als in Österreich. Die Volksschule dauert dort neun Jahre, denn sie besteht aus der sechsjährigen Primarschule, welche die Unter- und Mittelstufe beinhaltet und der dreijährigen Oberstufe, in welcher eher schwächere Realschüler mit leistungsstärkeren Sekundarschülern im selben Schulhaus beschult werden. Der Schulwart wird zum Abwart, der Direktor Schulleiter genannt und das Klassenzimmer heißt schlichtweg Schulzimmer. Französisch wird ab der fünften Schulstufe gelernt, unser „scharfes s“ mit Doppel-s geschrieben und ständig mit dem griechischen Beta verwechselt.
Andrins und Romeos
Neben der Hausnummer hängt an der Fassade von Schweizer Häusern stets noch die Versicherungsnummer. In den meisten Gärten weht ein Schweizer Fähnchen. Sportbegeisterte sind im FC und vielleicht später bei der Nati, dem Nationalfußballteam, das als „Nazi“ ausgesprochen wird. Militärdienst ist eine Ehrensache – wird er nicht geleistet, was recht selten vorkommt, so ist 15% des Gehalts als Militärersatz abzugeben. Auch die sogenannten „WKs“, die Wiederholungskurse im Schweizer Militär, sind beliebt – schließlich darf Mann das Gewehr ja mit nach Hause nehmen und dort unters Bett legen. Bekommen Neugeborene östlich des Rheins Namen wie Lukas, Noah, Simone oder Ebru, so sind es westlich eher Andrins, Romeos, Hans-Ruedis oder Qendresas. Auch die Karenzzeit ist in der Schweiz ein Riesenunterschied. Beträgt sie in Österreich zwei Jahre, so kommen Schweizer Mütter auf gerade mal acht Wochen. Gesellschaftsspiele wie Mensch-ärgere-dich-nicht werden dort gegen den Uhrzeigersinn gespielt. Diese Liste ließe sich beliebig verlängern. Schließlich sind es all diese kleinen Feinheiten, welche dem kulturellen Leben die gewisse Würze verleihen und um die es schade wäre, wenn sie aufgrund der Globalisation verloren gingen!