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Romantische Musik und Idylle im deutschen „Urwald“

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Carl Maria von Webers Meisteroper „Der Freischütz“ hatte mit dem Opernverein Vaduz am Samstag im Vaduzer Saal Premiere.

 

Vaduz. (sch) Webers „Freischütz“ gilt als die Oper des deutschen Waldes – das Jägermilieu, die Jagdbeute, die schaurige Wolfsschluchtszene im nächtlichen Wald, alles eingebettet immer wieder in den fülligen Klang der Jagdhörner usw. … der geniale Carl Maria von Weber (1786- 1826) schuf in dieses Ambiente hinein sein absolutes Meisterwerk „Der Freischütz“ (1821); einmal mehr ist ein schwaches Opernlibretto (von Johann Friedrich Kind) das bloße Gerüst für unsterbliche Musik. Die jüngste Produktion des Opernvereins Vaduz unter der Künstlerischen Leitung seines Gründers Martin Biedermann als Dirigent und Regisseur feierte am Samstag im leider nur schlecht besuchten Vaduzer Saal Premiere. Weitere Aufführungen finden bis 12. April statt.

 

Antiquierte Inszenierung

 

Wer eine stockkonservative, werktreue Inszenierung im Stil des 19. Jahrhunderts erwartet hatte, wurde nicht enttäuscht. Regisseur Biedermann erzählt in üppig-realistischen Bühnenbildern (Wald, Forsthaus, Wolfsschlucht…) von Uwe Wilfert/Enrico Caspari die hausbackene, mit etlichen Märchenmotiven garnierte Jägergeschichte zwischen Gut und Böse ohne irgendwelchen modernen bzw. überzeitlichen Bezug, als würde dieser Vaduzer „Freischütz“ im deutschen „Urwald“ des 19. Jahrhunderts spielen. Gerade die Wolfsschluchtszene hätte zur Problematik böse Mächte in der Welt in Zeiten wie diesen viel mehr zu bieten als Wolken von Bühnennebel, schwarze am Boden robbende Gestalten und Unwetterlärm. Man lehnt gewiss übertriebenes Regietheater ab, doch interessante, zeitgemäße Aspekte, die ein Regisseur einbringt, sind dem Opern-bzw. Theaterfreund stets willkommen. Nur so lebt Oper wirklich weiter.

 

„Der Freischütz“ musikalisch

 

Die Verdienste der Aufführung liegen beim Dirigenten Biedermann. Präzise und temperamentvoll zugleich führte er Chor (der berühmte „Jägerchor“ sollte allerdings keine Jux-Nummer sein!) und Orchester, das sich gerade bei der Hörner-Gruppe sehr positiv präsentierte. In altertümliche Kostüme gehüllt (Max Kaiser), sind aus dem Sängerensemble zuallererst die quirlige Sopranistin Marita Lechleitner als reizend lebenslustiges Ännchen zu nennen; neben ihr eine ganz andere Sängertype – der mit wallendem weißem Bart und dröhnender Bassstimme beeindruckende Eremit des Roger Krebs. Die Hauptfigur des unglücklichen Jägers Max alias Michael Gniffke beeindruckte bei seiner großen Verzweiflungs-Arie sehr, hatte aber in der Schlussszene ein Blackout, als er sich beim vermeintlichen Tod seiner Braut völlig teilnahmslos (?) verhielt. Diese, Nina Laubenthal als Agathe, gestaltete sehr innig mit kultivierter Stimme die leidende Geliebte von Max, konnte sich aber nicht immer gegen das Orchester durchsetzen. Felipe Peiró war der smarte, stimmgewaltige Bösewicht Kaspar. Jens Müller (Ottokar), Markus Raab (Kuno), Jakob Rapatz (Kilian), Stella-Maria Halamek (Brautjungfer) und Martin Krummen (Samiel) bildeten das weitere musikalisch und darstellerisch erfreuliche Ensemble. Insgesamt eine solide Gesamtleistung, eine Produktion ganz nah (noch) beim historischen Meister Carl Maria von Weber.

 

 


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