Feldkirch-Rankweil. (BK) Er ist der vielleicht untypischste Anwalt, den es im ganzen Land gibt: Der fünffache Familienvater Alexander Jehle fällt durch seine Gedichte auf, welche durch ihre blumige Sprache direkt ins Herz des Lesers treffen. Vor kurzem ist sein zweiter Gedichtband im Bucher Verlag erschienen.
Einprägsame Kindheit
In der Kindheit von Alexander Jehle war vor allem das Elternhaus mütterlicherseits prägend, da er auf dem hauseigenen Bauernhof viel Zeit verbrachte. „Ich suchte bereits als Kind den direkten Kontakt zur Natur“ erzählt Jehle retrospektiv und wird sogleich philosophisch: „Damals beschäftigte ich mich bereits mit den großen Fragen des Lebens “Einsamkeit, Träume und Tod“ waren Themen, die ihn seit jeher beschäftigen. Es sei aber auch der Verlust eines geliebten Menschen gewesen, der vieles in ihm bewegte. „Durch dieses Erlebnis wusste ich, dass das Leben nicht vorhersehbar und planbar ist.“ Diese Begegnung mit dem Ohnmächtigen prägte Alexander sehr. „Bei gewissen Dingen im Leben kann man im Außen nicht mehr agieren, sondern nur mehr im Innen reagieren.“ Der Tod sei ein ständiger Begleiter in seinem Leben geworden, der sich mit zunehmendem Alter von Angst in Chance gewandelt habe; eben das Geschenk Leben als solches empfinden zu können und nichts als selbstverständlich hinzunehmen. „In gewissem Sinne bin ich mit dem Tod versöhnt“ sagt er heute.
Abwechslungsreiche Jugendjahre
Nach der Volksschule in Nenzing und dem Bundesgymnasium in Bludenz, wo Jehle 1988 maturiert hat, folgte das Studium der Rechtswissenschaften in Innsbruck, das er 1992 mit dem Magister abschloss. Nach dem Gerichtsjahr absolvierte er 1994 den Zivildienst im Sozialzentrum in Bürs. „Der Umgang mit alten Menschen und der Umgang der Gesellschaft mit dem Alter waren auch prägende Erlebnisse“ erzählt Jehle. Nach dem Gerichtsjahr arbeitete er von 1995 – 1997 als Konzipient in Feldkirch. Es folgte die Kanzleieröffnung zusammen mit einem Freund in Rankweil. Im Jahre 1996 heiratete der gebürtige Feldkircher , der damals in Bludenz lebte, seine Freundin Tamara, die er in der damaligen Sonderbar kennen lernte. Zur Jahrtausendwende stand noch der Hausbau in Nenzing sowie die Geburt seiner ersten Tochter an.
Inspiration Gottesdienst
Der spirituell Suchende, der sich nach eigener Aussage sein Leben lang nach einer stimmigen Lebensform umsieht und Grundsätzliches im Leben hinterfragen will, liebt es, zu schreiben. „Angefangen von Tagebüchern über etliche Romane, die nicht fertig sind – ich habe immer schon gerne geschrieben.“ Zur Lyrik selbst habe er nie einen wirklichen Bezug gehabt, sie sei ihm eher fremd gewesen. „Mein letztes Gedicht schrieb ich im Gymnasium und kam nur durch Zufall wieder zur Lyrik, nämlich Pfingsten 2013 in der Kirche. Genaugenommen war es diese Zeile, die den Grundstein für alle folgenden Gedichte lieferte „Nie wollte ich erwachsen werden, wie wehrte ich mich gegen all das Sterben. Augenblicke, Tage, Jahre vergehen ungelebt-im Glauben ewig zu leben.“ Während der Messe fiel ihm dieser Text ein, der ihm im Kopf blieb und den der Shakespeare aller Anwälte zuhause niederschrieb. Die meisten Texte entstünden während einer Zugfahrt, beim Duschen oder auch während dem Laufen. „Für mich ist das ein großes Geschenk. Mein absoluter Traum wäre Lieder zu machen“ schmunzelt er durch seine Brille.
Große Lesungsreihe
Auf die Frage, wie die weiteren Pläne nach der Publikation seines zweiten Buches aussehen, entgegnet er: „Ich freue mich sehr auf die Reihe an Lesungen, die vor mir liegt.“ Gut vorstellen kann sich der leidenschaftliche Poet auch, irgendwann einmal gesellschaftspolitische Essays zu schreiben. „Das wär mir ein Anlegen, meine Möglichkeit, einen politischen Beitrag in dieser Welt zu leisten und eine Stimme in dem ganzen Wirrwarr zu sein.“ Nach seinem Debut „und immer wieder leben“ (2013 im Bucher Verlag erschienen, bereits dritte Auflage) folgte Ende 2014 „TrotzDem“
Die nächste Lesung findet am 24. 2. um 20 Uhr im Alten Kino Rankweil statt.
FACTBOX
Alexander Jehle
Geboren am 26. 1. 1970
Geburtsort: Feldkirch
Familie: Verheiratet mit Tamara, fünf Kinder
Beruf: Anwalt und Autor
Hobbys: Wandern
Lieblingsautor: Hermann Hesse
Kontakt: alexander.jehle@aon.at