Erst jüngst wurde der Vordenkerin sanfter Heilmethoden der Ehrentitel „Medizinalrätin“ verliehen.
Von Kindesbeinen an wollte Gnaiger-Rathmanner Medizin studieren. 1950 erblickte sie in Feldkirch das Licht der Welt, und lebte mit ihrer Familie in Düns. Ihr Studieneintritt fiel in die Zeit der 68er-Bewegung. Damals galt auch in Wien, dass das, was „ante portas“ geschieht, mindestens genauso wichtig ist wie das Studium selbst, und selbstverständlich wurden Studieninhalte kritisch hinterfragt. „Mein Traum, Menschen mit ihrer Krankheit zu verstehen, hat sich im Studium nicht erfüllt“, verrät Gnaiger-Rathmanner, die sich folglich auf eine intensive Suche nach alternativen und ergänzenden Heilmethoden begab. Nach mehreren Jahren entdeckte sie dabei die Homöopathie. Von Dr. Matthias Dorcsi, dem “Meister” der Homöopathie am Ludwig-Bolzmann-Institut in Wien, wurde sie in diese neue Welt eingeführt. Auf den Spuren der sanften Heilmethode begab sie sich auf weite Reisen, so studierte sie Anfang der Achtziger Jahre ein ganzes Jahr in Mexiko.
Zeitintensive Gespräche
Nach Abschluss ihres Medizinstudiums 1975 und internationalen Aufenthalten führte sie ihr Weg zurück nach Feldkirch. Zum Zeitpunkt der Eröffnung ihrer Arztpraxis Anfang der 80er Jahre war die homöopathische Behandlungsmethode noch völlig unbekannt. Einerseits stieß die Ärztin, welche sich immer viel Zeit für Gespräche mit ihren Patienten nahm, auf großes Interesse in der Bevölkerung, andererseits aber auch auf Skepsis unter den Kollegen. „Zeitintensive Gespräche werden von den Krankenkassen nicht vergütet“, erklärt sie den Zwiespalt. Anfänglichen Vorbehalten konnte die Homöopathin durch ihr großes Wissen und ihre fundierte Arbeit Abhilfe leisten.
Internationale Kontakte
Bereits 1978 wurde Frau Dr. Jutta Gnaiger-Rathmanner in den Vorstand der Österreichischen Gesellschaft für Homöopathische Medizin aufgenommen, deren Vorsitzende sie von 1994 bis 1996 war. Von 1985 bis 1991 bekleidete sie das Amt der Vizepräsidentin für Österreich bei der Internationalen Liga für Homöopathische Medizin. Es war dies eine Zeit, in der sie die Homöopathie international vertrat und Kontakte mit Osteuropa auf Seminaren in Wittenberg, Leningrad, Moskau und Bukarest knüpfen konnte.
Vielfache Auszeichnungen
Mehrere Auszeichnungen, wie der “Goldene-Hahnemann-Preis” oder der „Dr.-Peithner-Forschungspreis für Homöopathie“, zeugen von der fundierten wissenschaftlichen Arbeit von Frau Dr. Gnaiger-Rathmanner. Zahlreiche Veröffentlichungen und Publikationen der Ärztin sind in internationalen Zeitschriften, auch in homöopathischen Lehrbüchern für Kinderheilkunde und Gynäkologie erschienen. Dieses Engagement gipfelte 2012 im Verfassen des eigenen Buches: „Homöopathie bei Psychotrauma“ zusammen mit der Coautorin Dr. R. Mayr, einer Psychiaterin im renommierten Haug Verlag.
Daneben nahm auch die Lehrtätigkeit einen großen Stellenwert ein. Ihr breites Wissen auf dem Gebiet der Homöopathie hat sie in vielen Kursen, in homöopathischen Seminaren, Vorträgen und Arbeitskreisen weitergegeben. Sie hat Kurse dieser Lehre in Baden bei Wien, in Moskau oder in Rumänien geleitet.
Der Mensch im Mittelpunkt
Seit August 2014 ist Gnaiger-Rathmanner in Pension. Die Homöopathie und die „Frage nach dem Menschen“ bezeichnet sie als Geschenk und „als ein besonders befriedigendes, schönes Kapitel in meinem Leben.“ Die Freude an der Begegnung mit Menschen trägt sie noch immer im Herzen. Nach wie vor kennzeichnet sie ein großes Ansehen in der Standesvertretung. Deshalb war die Homöopathin sicher besonders dafür geeignet, den Berufstitel „Medizinalrätin“ verliehen zu bekommen.
Zur Person
Jutta Gnaiger-Rathmanner
Geburtsdatum: 25.Juli 1950
Wohnort: Feldkirch
Lieblingsspeise: Die österreichische Küche, gekocht vom Ehemann
Hobbies: Wandern, Singen, Kulturelles Geschehen
Lebensmotto: Der Entwicklung des Menschen auf dem Weg zu sich selbst dienen