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Gott & Co als immer aktuelle Realsatire

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Das renommierte Liechtensteiner Theater Karussell spielt derzeit das Mitterer-Stück „Krach im Hause Gott“.

 

Schaan. (sch) Umjubelte Premiere im TAKino von einem Stück des Tiroler Erfolgsdramatikers Felix Mitterer (geb. 1948). Gerade heuer sind es zwanzig Jahre, dass das einst umstrittene Schauspiel Mitterers, „Krach im Hause Gott“, bei den Bregenzer Festspielen am Fuß des Martinsturms in der Oberstadt uraufgeführt wurde. Der unvergessene Volksschauspieler Klaus Schöch und Kurt Sternik waren dabei. Nun brachte das Theater Karussell (Künstlerische Leitung: Reinhard Walser, Akteure aus A, CH. FL) mit dem bekannten und vielseitigen liechtensteinischen Regisseur Nico Büchel die Realsatire rund um die Hl. Familie auf die Bühnenbretter des Schaaner TAKino. Und es zeigte sich bei der Premiere, dass viele doch gewagte Aussagen über die drei Personen Gottes, über Maria, den Teufel etc. „verdammt“ aktuell (geblieben) sind. Gewiss, katholische Fundis könnten bisweilen von Blasphemie sprechen, doch der geniale Theaterpraktiker Mitterer konfrontiert eigentlich nur verordneten himmlischen Glauben ohne Spott mit der oftmals sehr profanen Realität – und schon wandern verblüffende und zugleich auch amüsante Pointen aus den heiligen Mündern, garniert mit den süffisanten Sprüchen des Höllenchefs Satan.

 

Gottvater reicht´s

Gottvater ist erfüllt von heiligem Zorn: die von ihm geschaffenen Menschen treiben es schändlich durch Machtmissbrauch, Kriege, Streit, Egoismus, kalten Materialismus, Intoleranz etc. Er will diese unwürdigen Geschöpfe auslöschen, sie sollen vom Planeten verschwinden. Doch vor dem ultimativen Exitus der Menschenrasse beruft Gottvater noch seine zwei wichtigen „Personen“, Sohn Jesus und Heiliger Geist, zu einer Sitzung ein. Und es ist auch Satan dabei, welcher als „Verteidiger“ der bösen Menschen fungieren darf, ja soll. Ein pikanter Einfall Mitterers ist zweifellos, dass Jesus (mit Wundmalen, Dornenkrone, Kreuzestod und den schlechten irdischen Erfahrungen mit den Menschen) sehr oft mit dem Teufel einer Meinung ist und nicht mit dem im wahrsten Sinn weltfremd gewordenen Gottvater auf dem fernen Himmelsthron. Und Maria lässt der Autor als wortgewaltige Anwältin einer feministischen Theologie auftreten – die gewiss interessanteste Figur im Hause Gott!

 

Das himmlische Personal

Nico Büchel, der bekannte, psychologisch feinsinnige Regisseur und Bühnengestalter (Assistenz Dodo Büchel), widmete sich dem kleinen, aber sehr feinen Schauspieler- Ensemble von vier Herren und einer Dame aus der Region sehr individuell und schuf dadurch scharf konturierte Charaktere, die aber gerade deshalb in ihrer Gegensätzlichkeit verblüffend gut harmonierten. Die Sprachbehandlung des voluminösen Konversationsstücks könnte mit sogen. Berufsbühnen jederzeit konkurrieren.

Thomas Hassler gab den Gottvater als müde und ziemlich ratlos gewordenen Patriarchen; Andy Konrad als Jesus wusste sein Lebensschicksal als sich opfernder Schmerzensmann sehr transparent zu machen (man könnte sich ihn auch in einem Passionsspiel vorstellen); der Vorarlberger Karl Müller huschte als zauberhaft leichtfüßiger, aber immer wieder enttäuschter Heiliger Geist über die Bühne; Ernst Walch als Teufel – ein modischer Sir in Schwarz/Rot, teuflisch zynisch, spöttisch mit galligem Humor (auch einmal bei einem Stoßseufzer „Wladimir“ murmelnd) und jedes billige Höllenklischee vermeidend, eine brillante Bühnenfigur. Und das ist auch die populäre Ute Hoffmann (derzeit mit Hassler mit „Alte Liebe“ unterwegs) in mehreren unterschiedlichen Rollen und Kostümen als Putzfrau, Punkerin oder Marylin Monroe und Maria, die Muttergottes und hier Feministin, als mitreißendes „Weib“ im echtesten Sinn, und ohne Weihrauch-Kitsch. Das Mitterer-Stück gerade jetzt im Pontifikat von Papst Franziskus aufzuführen erhält zweifellos willkommene Aktualität.

Weitere Aufführungen im TAKino bis 16. April, auch in Götzis, Mels und Alberschwende. Kartenvorverkauf: TAK.

 

 


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